Die Gründung der Feuerwehr, oder vielmehr die Aufstellung einer Werksfeuerwehr, 1901 fiel in eine Zeit des relativen Wohlstands. Die politischen Verhältnisse waren seid der Reichsgründung in Versailles 1871 sicher, damit war die Grundlage für die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Schwartzkopffwerke in Wildau geschaffen. Der Standort Wildau wurde bis zum ersten Weltkrieg zügig ausgebaut. In diesem Zuge erhielt auch die aufgestellte Feuerwehr ein eigenes Depot und zeitmäßige Fahrzeuge. Auf den Photos dieser Zeit sind gut die Uniformen und Helme der Feuerwehr zu erkennen.
Haus 12
Bei der Recherche wurde versucht Licht in die Geschichte des Feuerwehrdepot (Haus 12) zu bringen, leider ist uns das nur unzureichend gelungen. Fest steht, das wahrscheinlich schon bei der Bauplanung des Werkes ein Feuerwehrdepot geplant und gebaut wurde. selbst auf ältesten Bildern ist es zu sehen. Das heißt schon 1901 stand wahrscheinlich dieses Depot, besonders erwähnt wird es nirgends, doch ist der Baustil genau der gleiche wie der der ältesten Gebäude im Werk. Das heißt von ca. 1901 bis wenigsten 1940 hatte Wildau ein eigenes Feuerwehrdepot. Nach 1945 war die Feuerwehr immer in anderen dafür umfunktionierten Werksgebäuden untergebracht. Also muss zwischen 1940 und 1945 das Haus 12 abgerissen worden sein. Mehrere Gründe sind dafür denkbar: Möglich ist den Transport in und aus dem Werk behinderte, es lag ja genau im Eingangsbereich. Doch da man später Baracken dort hin setzte, ist diese Möglichkeit unwahrscheinlich. Vielleicht wurde es von einer Fliegerbombe getroffen, ganz in der Nähe schlug es nachweislich in einem Wohnhaus ein. So richtig plausibel ist keine der Hypothesen, so steht die Frage immer noch: Wann und Warum verschwand ein so wichtiges Gebäude wie das Feuerwehrdepot?
Feuer, Feuer und wir haben kein Wasser. Ein schwarzer Tag für die Werksfeuerwehr Wildau im 2. Weltkrieg Das Schwartzkopff-Werk und die Wohnkolonie in Wildau lagen ideal in der Dahme-Niederung zwischen Hoherlehme und Niederlehme im südöstlichen Seengebiet von Berlin eingebettet. Für Luftangriffe war diese Industrieanlage, die der Form eines Straßenortes glich, ungünstig. Die Hallendächer waren nicht nur gegen die Sonneneinstrahlung, sondern auch aus lufttechnischen Gründen hellblau gestrichen. Sie sollten bei Nachtangriffen, wenn "Weihnachtsbäume" zur Markierung für Bombenwürfe gesetzt wurden, Wasserflächen vortäuschen. Zur Ablenkung waren im Dahme-Flußbereich, im Zeuthener See und im Krossinsee Holzflöße verankert, auf denen Stahlplatten in Kreuzform befestigt waren. Diese Einrichtungen sollten die feindlichen Flugradargeräte irritieren. Zusätzlich zu den sonstigen Luftschutzmaßnahmen waren zahlreiche Tiefbrunnen zur Löschwasserentnahme neu gebohrt worden. Wie seit Monaten gewohnt, heulten auch am 08.03.1944 in Wildau die Luftschutzsirenen. Das gehörte schon zum Alltag. Im Radio wurde das Programm unterbrochen und eine Luftmeldung meldete, dass sich stärkere feindliche Flugverbände im Raum Königs Wusterhausen sammelten. Diese flogen zuerst nach Erkner, wo sie die dortige "Teerbude" vernichteten und nahmen danach wieder Kurs auf unseren Ort. Der Luftangriff erfolgte kurz nach der Mittagszeit aus Richtung Miersdorf, d.h., von Nordwest, also diagonal zum Werksgelände, um einen völligen Fehlangriff zu vermeiden. Die Bombeneinschläge im Ortsbereich und im Werk bestätigen die Taktik des feindlichen Flugverbandes hinsichtlich des Straßencharakters des Industrieortes. Die wesentlichsten Schäden waren in der Kantstr., im Werk Halle 7 (Kunststoffschablonenlager) und Schwartzkopffstr. 10 und 17 zu verzeichnen. Ferner wurden beschädigt Haus 13, Bahnhofstr. 2, Schwartzkopffstr. 120 und Gleisanlagen. Bei diesen Luftangriffen wurden Spreng- und Stabbrandbomben, aber auch die neuen, berüchtigten Phosphorbomben eingesetzt. Die starke Rauchentwicklung durch den Kunststoffbrand in der Halle 7 war die Ursache für die Fehlmeldung des Beobachterflugzeuges der deutschen Luftwaffe das ca. 80% des Werkes zerstört sei. Daraufhin wurden zahlreiche Feuerlöschzüge der Luftwaffe aus Cottbus und Frankfurt/O. nach Wildau beordert. Der Werkshof und der Marktplatz waren mit Schlauchleitungen und Verteilern übersät - doch die neuen Löschwasserbrunnen gaben kaum Wasser. Der verantwortliche "Feuerwehrhauptmann" der BMAG hatte es versäumt, diese neuen Brunnen ständig abzupumpen. Nur die alten Brunnen konnten genutzt werden. Eine äußerst peinliche Situation für den Verantwortlichen. Dieser Luftangriff auf Wildau, der leider auch Menschenleben forderte, lief im ganzen noch glimpflich ab. Wenn der auf die Dahme-Wiesen abgeworfene Bombenteppich Wildau voll getroffen hätte, so wie es beabsichtigt war, wäre der Ort und das Werk weitestgehend zerstört worden. Nicht vorstellbar, wenn diese Bomben auch das HIA-Werk, die Giftbude des Ortes, getroffen hätten. Es wäre zu einem Chaos gekommen.