Gründung 1901

Die Gründung der Feuerwehr, oder vielmehr die Aufstellung einer Werksfeuerwehr, 1901 fiel in eine Zeit des relativen Wohlstands. Die politischen Verhältnisse waren seid der Reichsgründung in Versailles 1871 sicher, damit war die Grundlage für die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Schwartzkopffwerke in Wildau geschaffen. Der Standort Wildau wurde bis zum ersten Weltkrieg zügig ausgebaut. In diesem Zuge erhielt auch die aufgestellte Feuerwehr ein eigenes Depot und zeitmäßige Fahrzeuge. Auf den Photos dieser Zeit sind gut die Uniformen und Helme der Feuerwehr zu erkennen.

 
Leider ist nicht bekannt wie lange diese im Dienst waren. Der erste Weltkrieg ging natürlich auch an Wildau nicht vorbei, daran erinnert das Mahnmal auf dem Waldfriedhof. Es finden sich auch Feuerwehrmänner unter den Gefallenen. Leider ist über diese Zeit nichts erhalten. Da die sich die Mannschaften der Feuerwehr aus den Arbeitern des Werkes rekrutierte, dürfte die stürmische Zeit von 1918 auch dort nicht spurlos vorübergegangen sein. Doch so wechselvoll die Zeit auch war an den Aufgaben der Feuerwehr änderte dies nichts, sie war für die Brandsicherheit im Werk und ganz Wildau zuständig. Bewundernd kann sich zum Beispiel der Wildauer Herbert Palm an die pferdegezogene Dampfspritze erinnern. Bei einem Brand in der Kirchstraße sah er sie als Kind im Einsatz. Die Pferde rissen Funken beim Gallopieren auch ganze Pflastersteine schleuderten sie heraus. Staunend betrachtete er die schönen Pferde, die der ganze Stolz der Wehr waren, untergebracht waren sie in im eigenem Feuerwehrdepot mit Schlauchturm welches direkt am Haupteingang des Werkes stand. Dieses Depot, mit der werksinternen Nummer12, war bis zu seinem, für uns, ungeklärten Verschwinden Mitte der Vierziger Jahre, Quartier der Werksfeuerwehr. Die Weltwirtschaftskrise beherrschte das Leben in Wildau am Ende der Zwanziger Jahre. Das Schwartzkopffwerk musste vorübergehend schließen. Traditionell war Wildau eine Hochburg der Sozialdemokraten doch auch hier erfolgte die Gleichschaltung durch die Nazis nach der Machtgreifung recht schnell. Im Nazireich sollte es keine Feuerwehr in kommunaler Hand mehr geben, deshalb wurde auf Erlass des Innenminister des Reiches alle Feuerwehren in eine Feuerschutzpolizei umgewandelt. Das Rot der Fahrzeuge verschwand, es wich einem polizeigrün. Gut ist auf den Photos des Jahres 1940 das Hakenkreuz der Feuerschutzpolizei zu sehen. Die Uniform hatte sich mehr der Wehrmacht angepasst, auch der Helm sah eher nach Militär denn nach Feuerwehr aus. Die Zeit des Dritten Reiches hat in Wildau Spuren hinterlassen, Lokomotiven, schwere Geschütze, Torpedos, und Granaten brauchte Hitlers Vernichtungsfeldzug. Dazu brauchte man viele Arbeiter, ein Zwangsarbeiterlager südlich des Werkes wurde eingerichtet, dessen Fundamente man teilweise noch heute sieht auch die Südtreppe ist ursprünglich für die Zwangsarbeiter und von ihnen gebaut worden. Ein Bunker wurde in den Südhang gegraben und Luftschutzgräben ausgehoben. Luftangriffe auf Wildau und das Rüstungswerk hat es nicht viele gegeben, doch wurden auch Häuser getroffen.

Haus 12

Bei der Recherche wurde versucht Licht in die Geschichte des Feuerwehrdepot (Haus 12) zu bringen, leider ist uns das nur unzureichend gelungen. Fest steht, das wahrscheinlich schon bei der Bauplanung des Werkes ein Feuerwehrdepot geplant und gebaut wurde. selbst auf ältesten Bildern ist es zu sehen. Das heißt schon 1901 stand wahrscheinlich dieses Depot, besonders erwähnt wird es nirgends, doch ist der Baustil genau der gleiche wie der der ältesten Gebäude im Werk. Das heißt von ca. 1901 bis wenigsten 1940 hatte Wildau ein eigenes Feuerwehrdepot. Nach 1945 war die Feuerwehr immer in anderen dafür umfunktionierten Werksgebäuden untergebracht. Also muss zwischen 1940 und 1945 das Haus 12 abgerissen worden sein. Mehrere Gründe sind dafür denkbar: Möglich ist den Transport in und aus dem Werk behinderte, es lag ja genau im Eingangsbereich. Doch da man später Baracken dort hin setzte, ist diese Möglichkeit unwahrscheinlich. Vielleicht wurde es von einer Fliegerbombe getroffen, ganz in der Nähe schlug es nachweislich in einem Wohnhaus ein. So richtig plausibel ist keine der Hypothesen, so steht die Frage immer noch: Wann und Warum verschwand ein so wichtiges Gebäude wie das Feuerwehrdepot?

 
Erinnerungen von Werner Hielscher

Feuer, Feuer und wir haben kein Wasser. Ein schwarzer Tag für die Werksfeuerwehr Wildau im 2. Weltkrieg Das Schwartzkopff-Werk und die Wohnkolonie in Wildau lagen ideal in der Dahme-Niederung zwischen Hoherlehme und Niederlehme im südöstlichen Seengebiet von Berlin eingebettet. Für Luftangriffe war diese Industrieanlage, die der Form eines Straßenortes glich, ungünstig. Die Hallendächer waren nicht nur gegen die Sonneneinstrahlung, sondern auch aus lufttechnischen Gründen hellblau gestrichen. Sie sollten bei Nachtangriffen, wenn "Weihnachtsbäume" zur Markierung für Bombenwürfe gesetzt wurden, Wasserflächen vortäuschen. Zur Ablenkung waren im Dahme-Flußbereich, im Zeuthener See und im Krossinsee Holzflöße verankert, auf denen Stahlplatten in Kreuzform befestigt waren. Diese Einrichtungen sollten die feindlichen Flugradargeräte irritieren. Zusätzlich zu den sonstigen Luftschutzmaßnahmen waren zahlreiche Tiefbrunnen zur Löschwasserentnahme neu gebohrt worden. Wie seit Monaten gewohnt, heulten auch am 08.03.1944 in Wildau die Luftschutzsirenen. Das gehörte schon zum Alltag. Im Radio wurde das Programm unterbrochen und eine Luftmeldung meldete, dass sich stärkere feindliche Flugverbände im Raum Königs Wusterhausen sammelten. Diese flogen zuerst nach Erkner, wo sie die dortige "Teerbude" vernichteten und nahmen danach wieder Kurs auf unseren Ort. Der Luftangriff erfolgte kurz nach der Mittagszeit aus Richtung Miersdorf, d.h., von Nordwest, also diagonal zum Werksgelände, um einen völligen Fehlangriff zu vermeiden. Die Bombeneinschläge im Ortsbereich und im Werk bestätigen die Taktik des feindlichen Flugverbandes hinsichtlich des Straßencharakters des Industrieortes. Die wesentlichsten Schäden waren in der Kantstr., im Werk Halle 7 (Kunststoffschablonenlager) und Schwartzkopffstr. 10 und 17 zu verzeichnen. Ferner wurden beschädigt Haus 13, Bahnhofstr. 2, Schwartzkopffstr. 120 und Gleisanlagen. Bei diesen Luftangriffen wurden Spreng- und Stabbrandbomben, aber auch die neuen, berüchtigten Phosphorbomben eingesetzt. Die starke Rauchentwicklung durch den Kunststoffbrand in der Halle 7 war die Ursache für die Fehlmeldung des Beobachterflugzeuges der deutschen Luftwaffe das ca. 80% des Werkes zerstört sei. Daraufhin wurden zahlreiche Feuerlöschzüge der Luftwaffe aus Cottbus und Frankfurt/O. nach Wildau beordert. Der Werkshof und der Marktplatz waren mit Schlauchleitungen und Verteilern übersät - doch die neuen Löschwasserbrunnen gaben kaum Wasser. Der verantwortliche "Feuerwehrhauptmann" der BMAG hatte es versäumt, diese neuen Brunnen ständig abzupumpen. Nur die alten Brunnen konnten genutzt werden. Eine äußerst peinliche Situation für den Verantwortlichen. Dieser Luftangriff auf Wildau, der leider auch Menschenleben forderte, lief im ganzen noch glimpflich ab. Wenn der auf die Dahme-Wiesen abgeworfene Bombenteppich Wildau voll getroffen hätte, so wie es beabsichtigt war, wäre der Ort und das Werk weitestgehend zerstört worden. Nicht vorstellbar, wenn diese Bomben auch das HIA-Werk, die Giftbude des Ortes, getroffen hätten. Es wäre zu einem Chaos gekommen.